In unserem Alltag nimmt die Nachhaltigkeit einen immer größeren Stellenwert ein. Auf der Suche nach Kosmetika, die natürliche Inhaltsstoffe enthalten und ohne Tierversuche produziert wurden, greifen immer mehr Verbraucher auf Naturkosmetik-Produkte zurück.
Leider gibt es einen großen Unterschied zwischen der Vorstellung der Verbraucher und dem was Hersteller und Wissenschaftler herstellen können. Deswegen möchte ich dir zeigen, wie du Naturkosmetik erkennst, was sie kann und was sie nicht kann.
Was ist Naturkosmetik? – oder: Der versuch einer Definition
Viele Verbraucher denken, dass Naturkosmetika nur pflanzliche Rohstoffe und keine Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Emulgatoren und Tenside enthalten.
Allerdings ist dies nicht korrekt, auch naturkosmetische Produkte enthalten Konservierungsstoffe um eine Haltbarkeit zu garantieren, Emulgatoren um Emulsionen (z.B. eine Lotion & eine Creme) herstellen zu können und Tenside um eine Waschwirkung zu haben (jede Naturseife enhält darum auch jede Menge Tenside).

Bis heute handelt es sich bei Naturkosmetik um keinen gesetzlich geschützten Begriff und somit gibt es auch (noch) keinerlei gesetzliche Regelungen. Allerdings gibt es einige Regelwerke & Bewertungskriterien, die Naturkosmetika nach strengen Kriterien zertifizieren.
Kontrollierte naturkosmetik
1999 hat die Arbeitsgruppe „Naturkosmetik“ des Bundesverbandes deutscher Industrie- und Handelsunternehmen (kurz BDIH) eine Richtlinie für die Vergabe des Gütesiegels „kontrollierte Naturkosmetik“ entwickelt.
Der BDIH legt seinem Zertifikat acht Kriterien zugrunde:
- Pflanzliche Rohstoffe sollten soweit es geht aus zertifiziertem biologischen Anbau stammen.
- Tierische Rohstoffe & Tierschutz: In kontrollierter Naturkosmetik dürfen nur Rohstoffe verwendet werden, die von Tieren produziert werden (z.B. Bienenwachs, Wollwachs, Honig). Rohstoffe, die aus toten Tieren gewonnen werden (z.B. Collagen, Murmeltierfett) dürfen nicht verwendet werden. Außerdem dürfen weder bei der Entwicklung noch bei der Prüfung der Produkte Tierversuche durchgeführt werden.
- Es ist erlaubt anorganischer Salze (z.B. Magnesiumsulfat) und mineralischer Rohstoffe (z.B. Natriumchlorid) zu verwenden.
- Erlaubte Herstellungsprozesse: Zur Herstellung der Produkte sind physikalischen Verfahren als auch enzymatische und mikrobiologische Verfahren zulässig. Außerdem dürfen Naturstoffe durch Hydrolyse, Hydrierung, Oxidation, Reduktion, Veresterung oder sonstigen Spaltungen und Kondensationen gewonnen werden.
- Nicht erlaubte Stoffe sind beispielsweise synthetische Farbstoffe, synthetische Duftstoffe, Silikone, Polyethylenglycole (PEG), Paraffine und andere Erdölprodukte.
- Eine Konservierung wird durch natürliche Konservierungsstoffe und einige naturidentische Konservierungsmittel gewährleistet. Hierzu gehören: Benzoesäure (Benzoic Acid), ihre Salze und Ester; Salicylsäure (Salicylic Acid) und ihre Salze; Sorbinsäure (Sorbic Acid) und ihre Salze; Benzylalkohol (Benzyl Alcohol).
- Riechstoffe sind erlaubt, wenn Sie der ISO-Norm 9235 entsprechen, z.B. Hydrolate, Alokolate, Harze, ätherische Öle. Auch biotechnologisch gewonnene Riechstoffe dürfen verwendet werden.
- Radioaktive Bestrahlung der Rohstoffe & Endprodukte ist ausdrücklich verboten.
Seit Januar 2017 gibt es den internationalen Naturkosmetikstandard COSMOS den die europäischen Naturkosmetik-Siegel BDIH, Ecocert, Cosmebio, ICEA und Soil Association gemeinsam entwickelt haben. Hier wird zwischen COSMOS Natural (Naturkosmetik) und COSMOS Organic (Naturkosmetik in Bioqualität, d.h. mindestens 95% der tierischen und pflanzlichen Rohstoffe aus biologischer Landwirtschaft) unterschieden.
Seit März 2013 verbietet die KVO (europäische Kosmetikverordnung) den Verkauf von Kosmetika, die an Tieren getestet wurden. Sowohl die Rohstoffe, als auch die fertigen Produkte dürfen nicht mehr in Tierversuchen getestet werden.
Natrue-Siegel
Während der BDIH nur kontrollierte Naturkosmetik zertifiziert, unterscheidet das NaTrue-Siegel zwischen Naturkosmetik, Naturkosmetik mit Bioanteil (70% der Rohstoffe aus biologischer Landwirtschaft) und Biokosmetik (95% der Rohstoffe aus biologischer Landwirtschaft).
Auf kosmetischen Produkten findest du allerdings nur das NaTure-Siegel und kannst erst über einen QR-Code herausfinden um welche Kategorie es sich ganz genau handelt.
Weitere Kosmetiksiegel
Mittlerweile gibt es recht viele Siegel und Zertifikate für Kosmetika.
- Das Kaninchen mit der schützender Hand (deutscher Tierschutzbund) ist das Siegel gegen Tierversuche in Kosmetika.
- Leaping Bunny (Humane Cosmetik Standard) ist ein internationales Tierschutzlabel gegen Tierversuche.
- Vegan-Label (Vegan Society) kennzeichnet vegane Produkte.
- Fairtrade-Siegel kennzeichnet Produkte, die auf fairem Handel stammen. Bei der Herstellung dieser Produkte wurden bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Kriterien erfüllt.
- Der deutsche Allergie- und Asthmabund zertifiziert Produkte, die keine Inhaltsstoffe mit hohem allergenen oder irritierendem Potential enthalten.
Auch wenn es viele Siegel für (Natur-) Kosmetik gibt, heißt das noch lange nicht, dass Produkte ohne Siegel oder Zertifikat schlechter sind. Vor allem kleinere Unternehmen haben keinerlei Siegel, sind aber dennoch Bio- oder Naturkosmetik und arbeiten ohne Tierversuche. Schaue also unbedingt auch auf die INCI-Liste und mache dir ein Bild von den verwendeten Inhaltsstoffen.
Was Naturkosmetik kann & was nicht
Was Naturkosmetik nicht kann:
Viele Kunden denken, dass Naturkosmetik kein Risiko für ihre Gesundheit darstellen und auch keine Allergien auslösen. Doch gerade die Tier- und Pflanzenwelt hat jede Menge hochwirksame bis toxische Inhaltsstoffe entwickelt, weswegen viele Allergene aus der Natur stammen.
Zudem muss bei dem Einsatz von Stoffen aus der Natur immer auf eine ausreichende Konservierung geachtet werden, da Naturstoffe ein super guter Nährboden für viele Mirkoorganismen sind.
Was Naturkosmetik kann:
Quellen
„Körperpflege und Kosmetik“ – Sabine Ellsässer, Springer, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage
Verbraucherzentrale – „Was ist Naturkosmetik“ & „Was bedeuten die Kosmetiksiegel?“
Kontrollierte Naturkosmetik – Richtlinie des BDIH
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